Die Ruder-Weltmeisterschaften in Belgrad, Serbien sind seit einigen Tagen zugange und die Finalrennen begannen am heutigen Freitag, den 08.09.2023, auch mit Karlsruher Teilnahme. Pünktlich um 15:21 Uhr startete das Finalrennen des Leichtgewichts-Frauen-Zweier ohne Steuerperson über die olympische Distanz von 2.000 Metern. In den Einteilern der deutschen Nationalmannschaft starteten Luise Münch (Karlsruher Ruder-Verein Wiking v. 1879 e.V.) und Eva Hohoff (Ludwigshafener Ruderverein von 1878) auf Bahn 1.
Die Wetter- und Windbedingungen waren aufgrund des erheblichen Gegenwinds äußerst anspruchsvoll, doch sie behielten kühle Nerven. Nach einem nicht ganz perfekten Start kommten die beiden das Feld nach etwa 500 Metern im Blick behalten: Das Boot der beiden Amerikanerinnen, die einen Flucht nach vorne probierten, war zu diesem Zeitpunkt schon eine Bootslänge vorne, das Boot der Italienierinnen lag etwa eine halbe Bootslänge dahinter. Die beiden jungen Frauen aus Süddeutschland konnten den Kontakt aber halten. Über das zweite Viertel konnten die beiden das Tempo von hinten erhöhen. Kurz nach 1.000 Metern setzten sie einen beherzten Spurt und versuchten nochmal an das amerikanische Boot vor ihnen anzugreifen und den Druck auf die Italienerinnen zu erhöhen. Die Amerikanerinnen zeigten bei diesem aggressiven Angriff keinerlei Gegenwehr und ließen das Deutsche Gespann vorbeiziehen. Italien wehrte den Angriff ab und konnte sich ebenfalls damit von den beiden Deutschen lösen. Trotz erheblicher Tempoverschärfung konnten die Italienerinnen ihren Vorsprung gegen weitere Angriffe von Hohoff/Münch verteidigen. Ein letztlicher Spurt sicherte die Silbermedaille und lieferte damit das erste Edelmetall für die Deutsche Mannschaft bei dieser Weltmeisterschaft.
Für Luise Münch ist das vorerst der absolute Höhepunkt ihrer Ruderkarriere, die offenen Weltmeisterschaften. 2019 schnupperte sie das erste Mal internationale Wettkampfluft bei der U23-EM, bei der sie sich im Leichtgewichts-Doppelzweier die Silber-Medaille sichern konnte. 2022 startete sie bei den Europäischen Hochschulmeisterschaften im Rudern (EUC) in Istanbul im Frauen-Achter und im Frauen-Vierer ohne. Im Achter gewannen die Frauen die Silber-Medaille, im Vierer verpassten sie nur knapp das Podium und wurden Vierte.
Mit der Teilnahme von Luise Münch bei den offenen Weltmeisterschaften und den drei Teilnahmen bei der U23-EM in Krefeld vor zwei Wochen hat der KRV Wiking so viele Starts auf internationalen Meisterschaften zu verbuchen wie lange nicht mehr. Hinzu kommt die Teilnahme der Hochschul-Rennmannschaft bei den diesjährigen Europäischen Hochschulmeisterschaften in Bydgoszcz in Polen und die Teilnahme einer kleinen Gruppe bei der World Rowing Masters Regatta, der größten Regatta für Erwachsenenrudern weltweit.
Für den Wettkampfbereich bedeutet das, dass das Nachwuchssportkonzept des KRV Wiking aufgeht. Mit der Festanstellung von Cheftrainer Maximilian Pawlik wurde dieses Papier erstmals vorgestellt und seitdem umgesetzt. Das funktioniert, weil gerade im Schul- und Kinderrudernbereich viele Trainierinnen und Trainer sich ehrenamtlich engagieren. Rudern lernen Kinder und Jugendliche erst recht spät im Vergleich zu anderne Sportarten, meist im Alter von 11 bis 14 Jahren. In den ersten Jahren geht es dann darum Rudererfahrung zu sammeln, ab einem Alter von etwa 16 Jahren beginnen die Wettkämpfe auf nationalem und, je nach Leistung und Erfolg, internationalem Niveau.
Mittlerweile ist dieser erste Schwung in dieser Stufe angekommen und die Ergebnisse sprechen für sich, vor allem aber für die Arbeit und das Engagement der Trainerinnen und des ganzen Vereins.
Text: Johann Fox
Fotos: Seyb/DRV und worldrowing
veröffentlicht am Samstag, 9. September 2023 um 11:52; erstellt von Breitenbücher, Klaus
letzte Änderung: 09.09.23 11:53