Hallo liebe Ruderer und Ruderinnen,
ich bin Johanna, das Kirchboot des Landesruderverbands Baden-Württemberg. Am Bodensee, im schönen Konstanz beim Flusskilometer 0 des Rheins ist meine Heimat. Dieses Frühjahr wurde ich aus meinem Winterschlaf aufgeweckt mit der Nachricht, dass ich wieder an den und auf dem Neckar fahren darf. Letztes Jahr war ich bereits ein paar Tage in Marbach, dieses Mal soll ich aber über einen Monat auf dem Neckar verbringen und dabei viele verschiedene Stationen passieren. Das Schöne ist, dass ich die meiste Zeit davon im Wasser verbringen darf! Hoffentlich regnet es nicht zu viel, Wasser von einer Seite reicht vollkommen.
Seit dem 15.04.2025 bin ich nun in Esslingen, hier darf ich beim Esslinger Motoryachtclub am Steg übernachten. Der Hafen ist direkt oberhalb des Esslinger Wehrs und hinter einer Insel vor Wellen der Großschifffahrt geschützt.
Heute (04.05.2025) hieß es, dass Ruderer und Ruderinnen kommen würden, aber es regnet schon seit gestern Abend. Ob die sich trauen bei dem Schmuddelwetter mit mir eine Ausfahrt zu machen?
Tatsächlich höre ich Stimmen von Leuten, die schon ganz aufgeregt sind und sich gegenseitig fragen, wie es wohl ist, so ein Kirchboot zu rudern. „Da rudert man ja mit Riemen und sitzt nebeneinander!“, höre ich jemanden sagen. „Ich habe übrigens neue Riemen bekommen, die ganz toll schwarz-gelb lackiert wurden.“, denke ich stolz. Nachdem das Wasser von der Plane geschöpft und diese entfernt wurde, höre ich: „Lasst uns mal die Riemen nach Steuerboard und Backboard sortieren. Schwarz muss nach oben.“ „Juhuu, jetzt geht’s gleich los!“
Den Gesprächen entnehme ich, dass vom Gastgeberverein Esslingen heute niemand dabei sein wird und sich die heutige Mannschaft aus fünf Vereinen zusammensetzt. Die meisten Ruderer und Ruderinnen stellt der Cannstatter Ruderclub mit acht Personen, drei kommen aus Nürtingen, zwei aus Tübingen, eine Ruderin ist aus Lauffen und eine weitere aus Heilbronn angereist. So viele neue Namen, die ich mir alle gar nicht merken kann.
Das Ruderrevier der Esslinger Ruderer, das sich von der Schleuse Deizisau (gesprochen Dreizis-au und nicht Dreizi-sau) bis zur Schleuse Oberesslingen erstreckt, ist schnell erkundet und die Mannschaft ist begeistert, wie flott wir unterwegs sind trotz meines hohen Eigengewichts und Wasserwiderstands. Außerdem loben sie mich für meine Wendigkeit, ein Anhalten für die Wende ist nicht notwendig, der Steuermann lässt einfach den Mannschaftsteil in der Innenkurve aufhören zu rudern.
Kurz nach einem weiteren Steuermannswechsel beschließt die Mannschaft noch mal zu Schleuse Oberesslingen runter zu rudern, als mir plötzlich was weh tut: An einem Stemmbrett ist die rechte Fußablage abgebrochen! So lässt es sich leider nicht mehr weiterrudern und die Mannschaft beschließt nach 13 km wieder anzulegen. Pünktlich zum Anlegen hört auch der Regen auf. Ich bin stolz auf die Mannschaft, dass wir trotz des Regens viel Spaß gemeinsam hatten und hoffe, dass das Stemmbrett bis zu meinem nächsten Einsatz repariert werden kann. Ich bin da zuversichtlich: Unter den Ruderern sind viele Bastler und Tüftler.
Ich freue mich auch schon auf meine nächsten Stationen: Am Samstag, den 10. Mai 2025, geht’s 40 km und 9 Schleusen flussabwärts nach Marbach. Dort bleibe ich dann bis 23. Mai und unternehme diverse Tagesausflüge mit und ohne Schleusen. Am 24. Mai geht’s dann 43 km und 5 Schleusen flussabwärts nach Heilbronn und danach weiter nach Neckarelz.

Text und Bilder: Linda Häfner
veröffentlicht am Montag, 5. Mai 2025 um 12:12; erstellt von Jacobs, Wolfdietrich
letzte Änderung: 05.05.25, 12:15