29.03.2022 17:05
„Die Ruderbewegung ist eine runde, flüssige Bewegung. Rudern lernt man nicht ideal, indem man auf dem Ruderergometer sitzt oder die Bewegung in einzelnen Schritten oder Positionen an Land übt.“ Dr. Wolfgang Fritsch – Stellv. Vorsitzender Bildung und Sportentwicklung im Landesruderverband Baden-Württemberg e.V. – erklärte den Teilnehmern wie vor 100 Jahren Rudern gelehrt wurde und wie der Weg über Teilbewegungen in militärischer Ordnung, abgelöst vom „natürlichen Rudern“ zur Ruderausbildung von heute geführt hat.
Rudern lernt man durch viele Wahrnehmungsübungen im Boot und Raum für Versuche – nur so kann sich eine Bewegung herausbilden, welche für den Ruderer die persönlich ökonomischste Art der Bewältigung der gestellten Aufgabe darstellt. Das dabei ein Mindestmaß an physikalischen Grundvoraussetzungen beachtet werden müssen, ist keine Frage. Doch eine Bootseinstellung, die für einen 24jährigen Olympiasieger richtig ist, wird nicht auf den 55jährigen Wanderruderer oder die 35jährige Anfängerin gelten. Und eine Rudertechnik, die zum WM-Titel führt, wird nicht die Technik sein, mit der sechs Stunden Wanderfahrt bewältigt werden.
Und dennoch: Raus aus der Wohlfühlzone! Wer immer nur in der gleichen Bootsgattung, evtl. auch mit der gleichen Mannschaft mit dem gleichen Tempo und über die gleiche Strecke rudert, wird in seiner Entwicklung stagnieren. Die Lösung: vom Zweier in der Achter, vom Skullen zum Riemenrudern, von der immer gleichen Hausstrecke auf Wanderfahrt und von der konstanten Schlagzahl zu Trainingsprogrammen und Übungen, die Abwechslung ins Training bringen. Bei den Stegausbilder-Lehrgängen in Marbach und am nächsten Tag in Rastatt blieb es nicht bei der Theorie, sondern es ging aufs Wasser. Videoaufnahmen und die anschließende Analyse der Ruderer rundeten den Lehrgang ab.
Wie lehrt man aber nun als Bootsobmann oder Ausbilder im Verein Anfängern das Rudern? Das mehrfache Durchlaufen der Elemente des Rudern Lernens, das Einbinden in das soziale Vereinsleben und die freundliche Ansprache sind Kernpunkte für ein erfolgreiches Anfängertraining und für die Bindung der Einsteiger an den Verein. Ein abwechslungsreiches Trainingsangebot für bestehende Mitglieder verbessert die individuelle Leistungsfähigkeit und erhöht die Zufriedenheit bei den Ruderern.
Text: Heike Breitenbücher · Foto: Dr. Wolfgang Fritsch